KICK-Projekt
KICK - Sport gegen Jugenddelinquenz
Das Kick-Projekt und die Zusammenarbeit mit der Polizei in Berlin
In den vergangenen Jahren ist in der Bundesrepublik ein zunehmender Anstieg wachsender Gewaltbereitschaft und delinquenter Verhaltensweisen bei Jugendlichen, aber auch bei Kindern festzustellen.
Diese Entwicklung ist auch im Land Berlin erkennbar und wird durch den Jahresbericht „Jugenddelinquenz in Berlin 1996“ der Zentralstelle für Jugendsachen des Landeskriminalamts Berlin belegt.Bei der Betrachtung der Zahlen aus der Polizeilichen Kriminalstatistik für das Jahr 1996 fällt die Belastung der ermittelten unter 21-jährigen Tatverdächtigen im Bereich der Gewaltdelikte, insbesondere im Raubbereich, auf.
Im Bereich der registrierten Straftaten von Kindern ist eine Zunahme von 771 Tatverdächtigen (+ 7,8%) auf insgesamt 10.602 festzustellen. Diese Zunahme verteilt sich im wesentlichen auf den Bereich der Eigentumsdelikte, besonders besorgniserregend ist jedoch, dass die Zahl der wegen Roheitsdelikten (Körperverletzung, gefährliche Körperverletzung) ermittelten Tatverdächtigen um 101 Kinder anstieg.
Bei den registrierten jugendlichen Tatverdächtigen hat es eine Zunahme auf insgesamt 18.830 Personen (+ 5,4%) gegeben. Auch hier ist, ähnlich wie bei den Kindern, eine Zunahme bei den Roheitsdelikten zu verzeichnen. So stieg die Zahl der wegen Körperverletzungsdelikten ermittelten Jugendlichen um 3,4%. Die Entwicklung bei ermittelten heranwachsenden Tatverdächtigen unterlag in den letzten Jahren nur geringen Schwankungen. War 1992/93 sowie 1994 noch ein leichter Rückgang erkennbar, deutet sich 1995 eine Trendwende an (Zunahme um 6,3%). Diese bestätigte sich 1996 jedoch nicht, die Zahl der ermittelten heranwachsenden Tatverdächtigen stieg lediglich um 73. Wenn auch nicht so gravierend wie bei den Jugendlichen, war auch hier eine Zunahme in Deliktsbereichen festzustellen, die der Gewaltkriminalität zuzurechnen sind.
Die Deliktsbereiche der Kinder- und Jugendkriminalität liegen überwiegend in den drei Bereichen Diebstahl, Sachbeschädigungen und Roheitsdelikten, was einer jugendtypischen Ausprägung entspricht. Erschreckend ist jedoch in diesem Zusammenhang die besondere Ausprägung bzw. der Anstieg im Bereich der Körperverletzung und gefährlichen Körperverletzung.
Die Ursachen für abweichendes und delinquentes Verhalten von Kindern und Jugendlichen sind vielschichtig und liegen überwiegend in gesellschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen.
Der Erklärungsansatz, dass nahezu alle Jugendlichen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft während des Jugendalters Bagatelldelikte begehen und somit derartige Straftaten entwicklungsbedingt und episodenhaft sind, muss aus der heutigen Sicht sensibel bewertet und differenziert betrachtet werden.
Neugierde, mangelnde Konsummöglichkeiten und materielle Not spielen ebenso eine Rolle wie fehlende Freizeitmöglichkeiten und/oder die Notwendigkeit, sich im eigenen Freundeskreis oder gegenüber anderen Cliquen zu behaupten. `Frust´ und Orientierungs- bzw. Perspektivlosigkeit sind häufig Gründe für begangene Straftaten.
Erschwerend wirkt sich in diesen schwierigen, z.T. entwicklungsbedingten sozialen Lebenslagen das Fehlen stabiler sozialer Bezüge aus, die korrigierend wirken könnten. Im günstigen Fall sind in den Familien im allgemeinen Vertrauenspersonen für die Jugendlichen vorhanden, die sowohl positive Autorität ausstrahlen und eingreifen als auch gemeinsam mit dem Jugendlichen die Schwierigkeiten reflektieren und Alternativen skizzieren können. Positive und orientierende Erwachsenenbilder finden Jugendliche auch im erweiterten Verwandtenkreis, in der Ausbildung, in Freizeiteinrichtungen oder in Sportvereinen.
Das Landeskriminalamt Brandenburg kommt in seinem Bericht „Jugendkriminalität und Jugendgefährdung 1995“ zur Feststellung, dass „ . . . auf mehrfach wiederholt auffällige Kinder, Jugendliche und Heranwachsende schnell und deutlich reagiert werden muss.“ Verspätete Reaktionen könnten keine erzieherisch-präventive Wirkung entfalten.Das Ziel einer angemessenen präventiven Arbeit muss es daher sein, Kinder und Jugendliche frühzeitig aus einem negativ prägenden sozialen Umfeld herauszulösen, sie in sinnvolle Freizeitangebote zu integrieren und begleitend lebenswelt- und alltagsbezogene Hilfen vorzuhalten.
Die zur Zeit angespannte öffentliche Haushaltslage auf der einen Seite und die zunehmende Gewaltbereitschaft bzw. Delinquenz von Kindern und Jugendlichen auf der anderen Seite, erfordern wirksame präventive Konzepte verbunden mit einem effizienten Mitteleinsatz.
Es gilt, vorhandene Ressourcen zu nutzen und den Gedanken der Vernetzung offensiv zu verfolgen.
Auf Initiative der Berliner Polizei und der Sportjugend Berlin ist das Projekt „KICK“ - Sport gegen Jugenddelinquenz im Jahre 1991 mit einem Modellversuch in Kreuzberg entstanden und im Jahre 1993 auf die Bezirke Prenzlauer Berg und Marzahn ausgeweitet worden. Der Standort Hohenschönhausen konnte im Rahmen einer arbeitsmarktpolitischen Maßnahme der Arbeitsverwaltung im Dezember 1995 seine Arbeit aufnehmen. Zu Beginn des Jahres 1998 konnten fünf weitere Standorte ihre Arbeit aufnehmen. Der Aufbau der Standorte erfolgte in Abstimmung mit der Senatsverwaltung für Inneres, der Berliner Polizei und in Einklang mit der „Unabhängigen Kommission Berlin gegen Gewalt“.Maßgebliche Kriterien für die Standortauswahl in den Bezirken war ein hoher Bevölkerungsanteil an Kindern und Jugendlichen in konfliktträchtigen oder sozialen Brennpunkten und fehlenden Angeboten für eine bedürfnisorientierte Freizeitgestaltung.
Ausgehend von zu beobachtenden Tendenzen wachsender Gewaltbereitschaft und delinquenten Verhaltensweisen bei 14 - 19 jährigen Jugendlichen, zunehmend aber auch bei Kindern, will das Kick-Projekt präventiv mit Sportangeboten und sozialpädagogischen Methoden einem Abgleiten von Kindern und Jugendlichen in die Kriminalität entgegenwirken.
Da die Ursachen delinquenter Verhaltensweisen überwiegend Langeweile, Frust, Aggressionen und/oder Orientierungs- bzw. Perspektivlosigkeit sind, will KICK Jugendliche zu einer sinnvollen Freizeitgestaltung hinführen und in Sportvereine bzw. sinnvolle Freizeitangebote integrieren.
Darüber hinaus gilt es, individuelle alltags- und lebensweltorientierte Hilfen zu vermitteln und über weiterführende Beratungs- und Betreuungsangebote gemeinsam mit den Betroffenen Perspektiven für die weitere Lebensplanung zu erarbeiten.
Bei delinquenzgefährdeten Jugendlichen ist jedoch festzustellen, dass vielfach Hemmungen, Barrieren und Widerstände hinsichtlich einer organisierten Freizeitgestaltung vorhanden sind. Das Kick-Projekt will Jugendliche durch eine „sanfte“ Organisationsform für eine aktive und sinnvolle Freizeitgestaltung sensibilisieren. Die begleitende und unterstützende sozialpädagogische Betreuung durch die Mitarbeiter soll helfen, Vertrauensverhältnisse aufzubauen, Kontaktbarrieren abzubauen und die Jugendlichen zu stabilisieren.
Durch die enge und kooperative Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialarbeit vor Ort, können straffällig gewordene Jugendliche nach Abschluss des Ermittlungsverfahrens von den vernehmenden Beamten frühzeitig an das Kick-Projekt herangeführt werden.
Die betroffenen Jugendlichen sollen auf freiwilliger Basis mit den pädagogischen Mitarbeitern des Projekts in Kontakt treten.
Ausgangspunkt des pädagogischen Konzepts des Kick-Projekts ist, die Vermittlung in das Projekt nicht als Strafe, sondern als Hilfe und Angebot für eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu sehen. Insbesondere Tendenzen, delinquenzgefährdete Jugendliche einer größeren sozialen Kontrolle auszusetzen will KICK mit seiner offenen, freiwilligen und frühzeitigen Intervention entgegentreten. Die inhaltliche Projektarbeit ist nicht ausschließlich auf delinquente Jugendliche beschränkt, sondern steht allen interessierten Jugendlichen offen, mit dem Ziel, die soziale Integration der Betroffenen zu erleichtern. Die wesentlichen Methoden der Sozial- und Sportpädagogen des Kick-Projekts liegen dabei in den Bereichen:
- Beratung
- Betreuung
- Vermittlung
- Vernetzung
Gerade in diesem Bereich zeichnet sich eine Stärke des Kick-Projekts ab. Beleuchtet man die in der Sozialarbeit üblichen Beratungssituationen einmal deutlicher, lässt sich feststellen, dass Klienten in die Büros zur Beratung kommen. Es handelt sich dabei um künstlich geschaffene Beratungssituationen, die in gewisser Weise Hemmschwellen bei den Klienten hervorrufen müssen. KICK versucht hier die Hemmschwellen möglichst niedrig zu halten und sich an den Bedürfnissen und Lebenswelten der Jugendlichen zu orientieren.
Nicht die Beratung steht im Vordergrund der ersten Kontakte sondern das gemeinsame Handeln und Tun im Bereich des Sports. Über das gemeinsame Sporttreiben wird eine leichte Zugangsebene zu den Kindern und Jugendlichen gefunden, Beziehungen werden hergestellt. Über den Bereich Sport und Bewegung, der sich an den Bedürfnissen der Klientel orientiert, wird die Ebene der Kommunikation zwangsläufig nebenher erreicht.In der Beratungssituation, die als Gespräch in einer ungezwungenen Atmosphäre beschrieben werden kann, versucht die pädagogische Fachkraft von KICK Hintergründe über die Lebenssituation des Jugendlichen herauszufinden und gemeinsam mit dem Betroffenen Betreuungsansätze herauszuarbeiten, die je nach den individuellen Bedürfnislagen sehr unterschiedlich sein können.
Die Betreuung durch das Kick-Projekt sieht folgende,
abgestufte Hilfeangebote vor:
- Einzelfallhilfe, z.B. in den Bereichen Arbeits- oder Ausbildungsplatzsuche, Hilfe bei Behördengängen, Schulprobleme (zunehmend müssen schulpflichtige Jugendliche nach einem Schulausschluss bei der Suche nach einer neuen Schule in Wohnortnähe unterstützt werden), Elternarbeit
- Gruppenarbeit, z.B. im Freizeitsportbereich, Angebote in Projektgruppen und Arbeitsgemeinschaften zu ausgewählten Themen oder aus dem Bereich der soziokulturellen Jugendarbeit, zielgruppenspezifische Abenteuer- und Erlebnisfahrten
- Einzelangebote, z.B. individuelle Freizeitgestaltung, Hausaufgabenhilfe
Die Intensität der Betreuung und die Verweildauer in den Betreuungsangeboten des Kick-Projekts ist sehr unterschiedlich und richtet sich nach den individuellen Betreuungsformen und -notwendigkeiten. Sie ist in der Regel kürzer, wenn Jugendliche an andere Institutionen vermittelt werden können und erstreckt sich über einen längeren Zeitraum, wenn eine Einzelfallbetreuung notwendig ist.
Aus der Betreuungsarbeit ergibt sich eine Zusammenarbeit mit anderen Trägern und Institutionen, in die eine Vermittlung der Kinder und Jugendlichen erfolgen kann.
Es handelt sich dabei um die Bereiche:
- Arbeit/Ausbildung
- Wohnen
- Schuleschulpsychologischer Dienst
- Jugendfreizeitarbeit, kiez- und interessenorientiert
andere Jugendhilfeangebote
- Sportvereine
Besonders enge Kontakte bestehen zu den im Bezirk ansässigen Sportvereinen. Eine wesentliche Zielsetzung von KICK ist die Integration von am Sport interessierten Jugendlichen in Sportvereine. Die Mitglieder eines Sportvereins sind nicht nur auf ein Sport- und Bewegungsangebot orientiert, sondern darüber hinaus in eine Norm- und Wertegemeinschaft eingebunden sowie in ein breites Spektrum der Jugendarbeit integriert, welches pädagogische, erzieherische und stabilisierende Einflüsse ausüben und zu einer positiven Persönlichkeitsentwicklung beitragen kann.
Der Tätigkeitsbereich des Kick-Projekts ist nicht ausschließlich auf das Umfeld der Standorte beschränkt, sondern ist eingefügt in bestehende Kiezstrukturen. Die übergreifende Beratungs- und Vermittlungstätigkeit des Kick-Projekts erfordert eine Vernetzung mit anderen Partnern und Institutionen im Kiez, im Bezirk und über die Grenzen des Bezirks hinaus.
Es bestehen Kooperationen und eine übergreifende Zusammenarbeit zu verschiedenen Institutionen und Gruppierungen, die das folgende Schaubild deutlich macht:
Die Bereiche des Umfeldes der Standorte des Kick-Projekts zählen häufig zu den sozialen Brennpunkten.
Eine hohe Bevölkerungsdichte geht einher mit einem hohen Prozentsatz an Arbeitslosigkeit und Jugenddelinquenz. Besonders auffällig sind zerstörte Familienstrukturen, der Anteil an Alleinerziehenden ist häufig überproportional hoch.
Oftmals sind Kinder und Jugendliche den ganzen Tag sich selbst überlassen. Enge Wohnverhältnisse und der Mangel an Grünflächen und Erlebnisräumen lässt wenig Möglichkeiten das Bewegungs- und Abenteuerbedürfnis auszuleben. Die Folge davon sind Langeweile, „Rumhängen“ auf der Straße und erlebnisorientierte Straftaten. Alkoholprobleme sind keine Seltenheit. Als „Lösungsstrategie“ für Konflikte wird oftmals Gewalt gewählt.Die Lebensbedingungen vieler Kinder und Jugendlicher führen zu erheblichen Sozialisationsdefiziten, was zu hoch belasteten Biographieverläufen führt. Diese Kinder und Jugendlichen verfügen meist nicht über das Repertoire der erforderlichen Verhaltenstechniken und sind nicht in der Lage, über entsprechende Orientierungsmuster kompetent verfügen zu können.
Körperlichkeit besitzt in diesen Gruppen einen wesentlich höheren Stellenwert. Kurze Bildungsstrecken, hohe Körperbezogenheit bei der Lösung von Konflikten, geringe Enttäuschungsfähigkeit, mangelnde Planungsbereitschaft, extreme Gegenwartsorientierungen und Delinquenzen kennzeichnen die Biographieverläufe von den Heranwachsenden.
Da Körperlichkeit eine bedeutsame Rolle im Lebensvollzug Jugendlicher spielt, sieht die Tätigkeit des Kick-Projekts vor, Körper und Bewegung zum Ausgangspunkt und Medium von sportpädagogischer Arbeit und sozialarbeiterischen Bemühungen zu machen.
Die Konzeption der sportorientierten Jugendarbeit ist als lebensweltorientierte Jugendarbeit ausgelegt, in deren Mittelpunkt interessen- und bedürfnisgeleitete Freizeitsportangebote stehen. Ergänzt wird diese Zielrichtung durch traditionelle Sportangebote, die wiederum in besonderen Kooperationsmodellen mit Vereinen realisiert werden. Darüber hinaus dient das Medium Sport als Ausgangspunkt für korrespondierende und weiterreichende Angebote der allgemeinen Jugendarbeit, die ein breites Spektrum von sozio-kulturellen Entfaltungsmöglichkeiten sicherstellen.
Inhaltlich besteht die Arbeit aus den folgenden vier Säulen:
- offene Jugendarbeit
- Gruppenangebote/Workshops
- individuelle Einzelfallhilfe
- Integration von Sportvereinsangeboten
Im Rahmen der Projektarbeit des Kick-Projekts werden vielseitige Sport-, Freizeit-, Beratungs- und Bildungsangebote vorgehalten bzw. durchgeführt. Dabei wird den Interessen und Bedürfnissen der Jugendlichen Rechnung getragen.
Die folgenden Angebots- und Programmbereiche werden im Rahmen der sozial-integrativen Arbeit des Kick-Projekts an den Standorten umgesetzt
- offene Jugendarbeit
- Freizeitsport
- Gruppenarbeit, Workshops
- Kooperation mit Sportvereinen
- Sozialräume
- offene, relativ spontane Freizeitangebote aus dem Repertoire New
- Beratung, Bildungsveranstaltungen
- Trainingscharakter
- offener Treffpunkt
- Games und Kleine Spiele
- Zielgruppenprogramme
- Heranführen an den Vereinssport
- festgelegte Zeiträume
- Animationskonzepte, interne und externe
- Projektgruppen/Arbeitsgemeinschaften zu ausgewählten Themen
- Sonderveranstaltungen
- Ort für Kommunikation und soziale Begegnung
- Abenteuer- und Erlebnisfahrt
- Zielgruppenprogramme
- Streetball-Nights
- Eis-Fasching
und handlungsorientierten Produktionen aus dem gesamten Repertoire der soziokulturellen Jugendarbeit (z.B. Videoproduktionen, Bewegungstheater, Tanz, Fahrradwerkstatt, Computerkurse, bedürfnisorientierte ökologische Neugestaltung des Außenbereiches)
- Kooperationen mit Sportvereinen
- integratives Kiezfest
Billard, Tischtennis und Kicker sind wesentliche Bestandteile des offenen Angebotes, das den Besuchern die Gelegenheit bietet, sich in einer zwanglosen Atmosphäre zu treffen und auf Wunsch mit den pädagogischen Mitarbeitern in Kontakt zu treten. Regelmäßige sportliche Freizeitangebote in Form von Kursen, wie z.B. Selbstverteidigung und Kraftsport werden ergänzt durch die Möglichkeit, die umliegenden Freiflächen und feste Sporthallenzeiten zu nutzen. Dabei spielen Mannschaftssportarten wie Fußball, Basketball und Volleyball eine wesentliche Rolle. Spiel- und Sportgeräte, wie z.B. Bälle oder Inline-Skater können entliehen werden. Die stattfindenden Kurse erfüllen dabei u.a. die Aufgabe, Interessen für bestimmte Sportarten zu wecken, die zu einem späteren Zeitpunkt in Sportvereinen intensiver erlernt werden können.
Weiterhin stehen altersgerechte Gesellschaftsspiele, Zeichen- und Gestaltungsmaterialien, Bücher und aktuelle Zeitschriften zur Verfügung. Thematische Freizeitgruppen, wie z.B. Koch-, Back- und Videogruppen ergänzen das Angebot.
Exkursionen innerhalb Berlins, ins Umland von Berlin, Ferien- und Wochenendfahrten bieten den Besuchern und Mitarbeitern die Gelegenheit des besseren Kennenlernens und bieten vielfältige Lern- und Erfahrungsfelder des sozialen Lernens.
Aktionstage und Mädchenfrühstücke zu bestimmten Themen, kleine sportliche Wettbewerbe im Fußball und Tischtennis, Besuche von Sport- und Konzertveranstaltungen sowie Grillabende und Feste sind Bestandteile der Kinder- und Jugendarbeit an den Standorten.
Die Kinder und Jugendlichen sollen ihre eigenen Ideen verwirklichen und einen Freiraum erhalten, in dem sie sich ausgiebig ohne ständige Ge- und Verbote bewegen können und miteinander Erfahrungen machen. Von der Polizei vermittelte Kinder und Jugendliche werden langfristig in die Gemeinschaft integriert. Grundsatz ist, mit den Kindern und Jugendlichen Freizeitangebote zu erstellen und mit ihnen gemeinsam inhaltliche Schwerpunkte festzulegen. Dennoch sind gesetzlich vorgeschriebene, gemeinsam aufgestellte oder sich entwickelnde Regelungen, die Orientierung, Regelmäßigkeit von Abläufen sowie das Einschätzen eigener und fremder Handlungsmöglichkeiten erlauben, von Bedeutung. Wichtig ist, dass Kinder und Jugendliche erfahren und erkennen, warum getroffene Entscheidungen notwendig sind.
Als Hilfe zur Selbsthilfe soll die sozialpädagogische Betreuung und Beratung schrittweise die Selbständigkeit der Jugendlichen fördern und soziales Lernen in der Gruppe ermöglichen.
Darüber hinaus können Jugendliche die Erfahrung machen, selbst etwas an ihrer Situation zu verändern, indem sie aktiv auf die eigene Freizeitgestaltung einwirken.
Um Kinder und Jugendliche ein Stück bei ihrer Problembewältigung zu begleiten, ist Einzelfallhilfe in einigen Fällen erforderlich. Elternarbeit, Sozial- und Konfliktberatung in Einzelgesprächen mit Jugendlichen, Beratung und Unterstützung bei der Suche nach Ausbildungsplätzen und Arbeitsstellen, Hilfe bei der Wohnungssuche oder Unterbringung im betreuten Wohnen, Begleiten zu Gerichtsverhandlungen, Aufrechterhaltung der Kontakte bei eventuellen Haftstrafen oder bei Heimunterbringung, aber auch alltägliche Hilfen wie Schularbeitshilfe, Hilfe bei Bewerbungsschreiben, Diskussionen zu altersspezifischen Problemen sind nur einige Beispiele der täglichen Arbeit.
Bei der Auswertung der pädagogischen und sportpädagogischen präventiven Arbeit an den vier Standorten des Kick-Projekts lässt sich feststellen, dass die Zielsetzung der Integration delinquenter Kinder und Jugendlicher in sinnvolle Freizeitangebote mit dem Medium Sport gut umgesetzt werden kann.
Das Projekt erreichen etwa 40% der von der Polizei vermittelten Jugendlichen, nahezu 95% der von den Mitarbeitern beratenen Jugendlichen nehmen die Betreuungsangebote des Kick-Projekts an.
Dabei ist festzustellen, dass Jugendliche, die frühzeitig von der Vorgangsbearbeitung der Polizei vermittelt werden, sehr gut zu integrieren sind und für die sozialpädagogischen Angebote erreichbar sind.
Demgegenüber erweist sich die integrative Arbeit mit Jugendlichen, die vielfältige Straftaten begangen haben als wesentlich schwieriger, weil die Anreize für eine konfliktfreie Integration in die Gesellschaft zunächst nicht besonders lohnenswert erscheinen.
Eine wesentliche Bedeutung in der Hilfe für diese in besonderer Weise auffälligen Jugendlichen ist hier die Vernetzung im Bezirk, um den Betroffenen konkrete Angebote, nicht nur im Bereich der sinnvollen Freizeitgestaltung anzubieten, sondern insbesondere Angebote zu unterbreiten, die ihnen z.B. eine berufliche Perspektive eröffnen, ihre Wohnsituation oder ihre gesamte Lebenssituation verbessern.
Für die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Sozialarbeit hat sich die klare Aufgabenbeschreibung und Abgrenzung in der Konzeption des Projekts nicht nur als notwendig erwiesen, sondern gibt allen Beteiligten die in der Zusammenarbeit notwendige Sicherheit. Informationen, die die Mitarbeiter des Projekts über einzelne Jugendliche erfahren werden grundsätzlich nicht weiter gegeben. Die Besucher und an das Projekt vermittelten Jugendlichen kennen die der Projektidee zugrundeliegende Zusammenarbeit mit der Polizei und wird gegenüber den Jugendlichen von den Mitarbeitern transparent gemacht.
Der Anspruch an die Zusammenarbeit von Sozialarbeit und Polizei erfordert eine gegenseitige Akzeptanz des jeweiligen Aufgabenbereichs, wobei ein kritischer Dialog der Beteiligten geführt wird. Ein weiterer Anspruch von KICK ist, den beteiligten Polizeibeamten eine Rückmeldung über erfolgreiche Vermittlungen zu geben.